FUSSBALL

TSV Oerlinghausen - Fußball
TSV Oerlinghausen - Fußball

„Talk mit dem Ex“ – Stefan Braunschweig

Das Kurzinterview mit ehemaligen TSV-Spielern/-Trainern

Folge 6: Stefan Braunschweig

Ex-TSV-Spieler: Stefan Braunschweig

Hallo Stefan, Dich als Oerlinghauser Urgestein zu bezeichnen, ist sicherlich nicht so ganz falsch, oder? Dein Vater war selbst Spieler und lange Zeit auch Fußball-Obmann beim TSV. Auch Du hast Deine fußballerische Karriere am Kalkofen begonnen und wurdest im November 1985 aus der Jugend in den Kader der 1. Mannschaft hochgezogen. Trainer war damals Werner Kasper und es lief sportlich nicht ganz so rund in der Kreisliga A Lemgo. Hast Du daran noch Erinnerungen?

Vage Erinnerungen … Werner Kasper war ja schon ein sehr spezieller Trainer. Er hat ja auch bei -10 Grad °C mit Barfuß gespielt. Ich damals als junger Bengel, ein halbes Jahr A-Jugend und danach direkt zu den Senioren, kann mich tatsächlich nicht mehr so genau daran erinnern. Ich weiß auch gar nicht mehr, wer da alles in der Mannschaft war. Aber ich glaube, es lag damals auch vieles am Trainer, der doch sehr speziell war. Ob das Vermögen der Mannschaft es hergegeben hätte besser zu sein, vermag ich gar nicht mehr zu beurteilen.

Deine erste Phase beim TSV ging dann zunächst bis zum Sommer 1987 als Du zum damaligen Landesligisten FC Stukenbrock gewechselt bist. Diese Episode dauerte allerdings nur ein halbes Jahr. Bereits zur Rückrunde warst Du wieder beim TSV, wo 1988 unter Coach Wolfgang „Hacki“ Hachmeister auch der Aufstieg in die Bezirksliga gelang. Warum hat der Schritt zum FCS damals nicht funktioniert?

Der Schritt zum FCS ist schnell erklärt. Mein Bruder Michael war dort und ich hatte natürlich Bock mit ihm zusammenzuspielen. Leider Gottes hatte er da gerade eine „Sturm-und-Drang“-Phase und seine Prioritäten nicht unbedingt auf den Fußball gesetzt. Dementsprechend war er relativ oft nicht da – weder beim Training, noch beim Spiel. Ich habe mich ein wenig allein gelassen gefühlt, mir dann blöderweise noch einen Zeh gebrochen und dann für mich entschieden, in der Winterpause wieder zum TSV zurückzuwechseln. Wenn ich fit war, habe ich beim FCS zwar meistens gespielt, war aber auch gedanklich noch gar nicht so weit, das alles zu verarbeiten.

Dein Weg ging dann Ende der Saison 1988/1989 über den VfB Bielefeld 1992 zum FC Gütersloh in die Oberliga Westfalen, wo Du unter Ernst Middendorp trainieren durftest. Der sog. „Jahrhunderttrainer“ der Arminia … wie war das für Dich als junger Spieler?

Ernst ist natürlich ein Phänomen. Man sieht es ja wieder, wie er sich in Meppen verabschiedet hat. Er findet immer deutliche Worte. Es war für mich als junger Kerl – dort direkt in die Oberliga zu gehen – schon ein absolutes Highlight und unter Ernst war es einfach nur sensationell. Was der für Sprüche rausgehauen hat. Jedes Training war ein Highlight für mich und hat riesig Spaß gemacht und im Endeffekt habe ich auch ein paar Spiele gemacht. Ernst bin ich super dankbar, habe sehr viel bei ihm gelernt – nicht nur sportlich, sondern auch für den weiteren Lebensweg. Aber nicht nur Ernst, sondern auch Wolfgang „Hacki“ Hachmeister hat mich mitgeprägt. Mein Vater Harry war damals ja schon verstorben und Hacki war mehr oder weniger mein Ziehvater – zumindest in der Zeit, wo ich bei VfB Bielefeld war.

Zur Arminia ging es dann ein Jahr später. Du standest unter Trainer Ingo Peter auch hier im Oberliga-Kader, hast aber dann vornehmlich in der Verbandsliga-Mannschaft von Arminia II gekickt. Warum hat es in der Ersten nicht geklappt?

Es ist natürlich so, dass Ingo Peter damals seine vier Dortmunder dabei hatte, die auf meinen Positionen gespielt haben … die er auch nach Arminia geholt hat und dann haben die natürlich auch gespielt. Da hatte ich dann eher wenig Chancen in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. Ich bin auch gleich auf der ersten Feierlichkeit bei ihm zu Hause unangenehm aufgefallen und war auch die ganze Vorbereitung nicht dabei, weil Gütersloh und Arminia sich erst spät einig waren über meinen Wechsel. Im Endeffekt war ich wahrscheinlich auch einfach nicht gut genug für diese Truppe … muss man sich auch mal ehrlich eingestehen.

Über die SpVg. Versmold bist Du dann 1995 wieder beim TSV gelandet. Hier war gerade Dein älterer Bruder Michael der Trainer. War das auch der Grund für die Rückkehr?

In Versmold war ich mit einigen Ex-Güterslohern zusammen – das hat total Spaß gemacht. Nur leider musste ich nach drei Spielen aufgrund eines Knochentumors passen. Der Tumor wurde dann operativ entfernt. Ich habe dann aber kein weiteres Spiel mehr für Versmold gemacht. Von der OP, wo ca. 20 cm des Knochens ausgekerbt wurden, habe ich mich auch nur schwer erholt. Dann hat sich mein Bruder Michael bemüht, mich wieder zum TSV zu holen. Das habe ich dann auch gemacht, aber nach wenigen Spielen haben sie mir in Sonneborn die operierte Stelle dann durchgetreten … Schien- und Wadenbeinbruch! Das hat mich dann natürlich erstmal relativ lange zurückgeworfen.

Die dritte TSV-Episode endete dann im Sommer 1999. In der Presse stand damals hinter Deinen Namen lediglich „hat sich abgemeldet“. Was steckte dahinter?

Ich glaube, ich hatte damals Stress mit meinem damaligen sehr guten Freund Matthias Westerwinter. Wie waren auf dem Platz nicht so richtig kompatibel. Ich glaube das war der Grund, dass ich lieber aufgehört habe, als mit ihm richtig Stress zu bekommen … das war es mit nicht wert.

Beim Herforder Verein SG Grün-Weiß Bustedt warst Du dann ab 2001 knapp fünf Saisons als Spielertrainer tätig und hast die Truppe von der Kreisliga A in die Landesliga geführt. Hattest Du immer schon die Idee, dann auch mal als Trainer zu fungieren?

Eigentlich hatte ich damals nicht vor Trainer zu werden. Roland Kopp hat mich damals angerufen und mich gefragt, ob ich nicht mal Bock hätte, Trainer zu machen. Er hätte mich in Bustedt ins Gespräch gebracht. Und als ich mich damals mit „Charlie“ Thorsten Täte zusammengesetzt habe, war ich so begeistert von ihm, dass ich gedacht habe, okay, dass versuchst Du jetzt mal. Und mit zwei Aufstiegen hat das auch ganz gut geklappt, denke ich.

Mit 39 Jahren bis Du dann in der Saison 2007-2008 noch ein viertes Mal zum TSV zurückgekehrt. Wie kam es dazu?

Das kann nur an Jan Trockel gelegen haben, der ja bei mir auch in Bustedt gespielt hat und mit dem ich oft auch privat in Bielefeld unterwegs war. Und auch an Philipp Rosenhäger, der auch mal ein halbes Jahr als Untermieter bei mir gewohnt hat. Das war eine richtig spannende WG.

Nach Deiner aktiven Spielerlaufbahn warst Du als Trainer beim SC Herford, TuS Hillegossen, SC Bad Salzuflen und TuS Lockhausen (bis Februar 2022) tätig. Ist das Trainer-Kapitel damit auch beendet oder kannst Du Dir eine Rückkehr an die Seitenlinie vorstellen?

Grundsätzlich soll man ja nie „nie“ sagen, aber ich bin gerade in meiner Halle stark eingespannt und führe eine Wochenend-Beziehung – da wäre es schon schwierig, auch noch eine Mannschaft zu trainieren. Vor allem weil die Einstellung der jungen Leute heute auch nicht mehr die ist, die es mal war. Da müsste schon richtig was passendes kommen, was echt Spaß macht oder irgendein spannendes Projekt. Ansonsten kann ich es mir aktuell nur ganz, ganz schwer vorstellen, nochmal irgendwo als Trainer zu arbeiten.

Wenn Du an Deine Jahre beim TSV zurückdenkst, welche drei Namen fallen Dir da spontan als erstes ein und warum?

Auf jeden Fall Bernd Jäschke, einer der geilsten Bolzer, die wir ihn Oerlinghausen je hatten. Dann Uwe Bahle – ebenfalls ein großartiger Fußballer, leider schon verstorben – Gott hab ihn selig. Und natürlich mein Freund Basti Hellmann, der mich damals überredet hat und zum Fußball mitgenommen hat. Aber es gab natürlich in meiner langen Zeit noch unzählige, weitere Namen, die mir einfallen und auch wichtig waren, wie z.B. Christian Coesfeld, Thomas Vinke, Jochen Bergmann … ich wollte immer mal so gehen, wie „Mehli“ mit seinen krassen O-Beinen.

Hast Du heute noch Kontakt zu dem ein oder anderen Ex-TSVer bzw. überhaupt in die Bergstadt?

Da ich ja relativ früh nach Bielefeld gezogen bin, gibt es da nur noch sehr wenig Kontakte zu den „Ur-TSVern“. Mit Jan Trockel habe ich regelmäßigen Kontakt über WhatsApp oder per Telefon. Mit Christian Coesfeld ab und an mal und sonst tatsächlich mit so gut wie niemandem mehr. Ist aber auch normal, denke ich. Aber wenn man sich mal sieht, wechselt man natürlich das ein oder andere Wort miteinander.

Verfolgst Du die sportliche Entwicklung der TSV-Fußballer noch? Letzte Saison gelang ja nach fast fünfzig Jahren die Rückkehr in die Landesliga. Und den aktuellen TSV-Coach Miron Tadic kennst Du ja auch aus Bielefelder-Zeiten, oder?

Ich gucke mir die Tabelle ab und zu mal an … mehr aber auch nicht. Ich kenne da, glaube ich, auch überhaupt niemanden mehr … zumindest, was die Spieler angeht. Miron kenne ich natürlich aus Bielefelder Zeiten und er war ja auch mein Vorgänger beim SC Bad Salzuflen. Wenn wir uns sehen, begrüßen wir uns, sagen „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ und das war es dann auch.

Wie siehst Du die Entwicklung allgemein im Amateurfussball? Wo sind die größten Unterschiede zu Deiner aktiven Zeit?

Halte ich für durchaus schwierig, da die Einstellung der jungen Leute einfach nicht mehr die ist, die es mal war. Wenn ich mich für einen Mannschaftssport entscheide, dann sollte ich auch die Prioritäten so setzen … im Sinne der Mannschaft … zum Training gehen. Das ist ja heute auch alles nicht mehr so. Bei der Vielzahl von Ligen, die es inzwischen gibt, sinkt das sportliche Niveau natürlich auch. Die Spielstärke ist sicherlich im Vergleich zu meiner Zeit um 1-2 Klassen gesunken. Eine Straffung wäre das aus meiner Sicht die bessere Lösung gewesen. Da sind schon Veränderungen im Amateurfussball, die für mich schwierig zu begreifen sind, zum Beispiel, wenn Du als Meister nicht direkt aufsteigst, sondern in die Relegation musst, wie in manchen Regionalligen.

Beruflich bist Du inzwischen Inhaber der Soccerarena Lippe in Bad Salzuflen. Du hast also praktisch dein Hobby zum Beruf gemacht. Gibt es auch Vereinsmannschaften, die das Hallen-Angebot nutzen? Wer sieht eure Zielgruppe aus?

Ja, das kann man sicher so sagen. Ich habe die Halle ja auch gerade renoviert. Es gibt sowohl Vereinsmannschaften (Damen und Herren), als auch Hobbyteams oder Kinder-Geburtstage. Die Palette ist da durchaus breit gefächert.

Die Corona-Zeit war sicherlich auch für Dich beruflich eine große Herausforderung. Hat sich das inzwischen wieder alles normalisiert oder nimmst Du Veränderungen gegenüber der Vor-Corona-Zeit wahr?

Die Corona-Zeit war – wie auch für alle anderen Solo-Selbstständigen – natürlich eine schwere Zeit. Wobei ich da tatsächlich vom TuS Lockhausen große Unterstützung erfahren habe … sowohl moralisch, als auch in finanzieller Hinsicht. Da kann ich mich wirklich nur bedanken bei dem Verein, die haben mich da wirklich sehr, sehr gut unterstützt. Unter anderem habe ich auch einen sensationellen Vermieter, der mir Miet-Freiheit gewährt hat in der Zeit. Ansonsten habe ich natürlich die Hilfen, wie jeder anderer Betroffene, genutzt und da ich meinen Kosten-Apparat runterschrauben konnte, habe ich es mit einem blauen Auge überstanden.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg und alles Gute, lieber Stefan!

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